«The Borneo Case»: Bruno Mansers Kampf geht weiter

Das Abholzen des tropischen Regenwaldes ist mehr denn je ein Dorn im Auge von Umweltschützern. Der schwedische Dokumentarfilm «The Borneo Case» stellt sich auf die Seite der heutigen Aktivisten – und kommt am legendären Bruno Manser nicht vorbei.

Von Georges Wyrsch, Kultur kompakt, SRF2 Kultur

Das Wichtigste in Kürze
Die beiden unabhängigen schwedischen Filmemacher Erik Pauser und Dylan Williams haben ihre Protagonistinnen und Protagonisten über fünf Jahre hinweg begleitet.
«The Borneo Case» ist kein kontroverser Film: Er zeigt seine Protagonisten als Helden, die das Erbe von Bruno Manser weiterführen.
Die Aktivisten protestieren nicht militant auf den Strassen, sondern sie recherchieren – und zwar, bis sie Beweise in der Hand haben – und sie publizieren ihre Recherchen hartnäckig.
Wer einen kontroversen, kritischen Dokumentarfilm erwartet, wird von «The Borneo Case» zweifellos enttäuscht: Die Arbeit der Aktivisten, die in der Nachfolge von Bruno Manser dessen Lebenswerk fortführen und sich gegen das Abholzen des malaysischen Regenwaldes wehren, wird hier in keinem Moment in Frage gestellt.

Kritik scheint nicht nötig
Dazu gibt es vielleicht auch gar keinen Grund, denn es regt sich im Westen gegen die Aktivitäten dieser Menschen kein intellektueller Widerstand. Das rücksichtslose Roden auf Borneo, die massiven finanziellen Verstrickungen dahinter, die bedrohte Lebensgrundlage der Pena-Ureinwohner – all das sind keine wilden Unterstellungen, sondern weitgehend international anerkannte Fakten.

Die Frage ist bloss, ob der politische und wirtschaftliche Wille letztendlich reicht, das Anliegen auch wirklich ernst zu nehmen, und zu handeln.

Fünfjähriges Dokumentarfilmprojekt
Die beiden unabhängigen schwedischen Filmemacher Erik Pauser und Dylan Williams mussten sich also gar nicht erst fragen, ob die diversen Protagonistinnen und Protagonisten ihres fünfjährigen Dokumentarfilmprojekts glaubwürdig waren, oder es heute noch sind.

Für jeden Menschen mit einer moralischen Ampel, die bei der Ausbeutung von Natur und Ureinwohnern auf rot schaltet, müssten sie es sein.

Protagonisten als Helden
Dieser Umstand erlaubt den Regisseuren einen dramaturgischen Ansatz, der im modernen Dokumentarfilmschaffen eher rar geworden ist: Sie bilden nicht die Stärken und Schwächen ihrer Protagonisten ab, sondern inszenieren sie vorbehaltlos als Helden.

Als Menschen, die sich mutig dem Kampf gegen gewissenlose Konzerne und korrupte Regierungen stellen, uneingeschüchtert von Morddrohungen und Einreiseverboten, uneingeschüchtert vom höchstwahrscheinlichen Tod Bruno Mansers, der wohl einem Kopfgeldjäger zum Opfer fiel.

Kein abendfüllender Spendenaufruf
«The Borneo Case» ist also ein Heldengesang; eine berechtigte Erinnerung daran, zum 25. Geburtstag von Bruno Mansers Stiftung, dass sein Lebenswerk konsequent und engagiert fortgesetzt wird. Es könnte einen fast das Gefühl beschleichen, man sitze hier in einem abendfüllenden Spendenaufruf – doch dazu ist der Film viel zu gut gemacht.

Denn bei aller dramatischen Musik, die erklingt, wenn es um die Drohungen des meist unsichtbaren Gegners geht, vergisst «The Borneo Case» nicht das Wesentliche: Die Erben von Bruno Manser leisten solide Arbeit.

Mit Recherche zum Ziel
Sie protestieren nicht militant auf den Strassen und stacheln beliebige Menschen an, sondern sie recherchieren – und zwar, bis sie Beweise in der Hand haben – und sie publizieren ihre Recherchen hartnäckig – und zwar, bis die Informationen trotz Zensur sowohl beim Opfer als auch beim Täter angekommen sind. Das ist im Zeitalter der «Fake News» ein mehr als nur löbliches Vorgehen.

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