Das Erbe des Aktivisten

Der Dokumentarfilm von Erik Pauser und Dylan Williams schildert den Kampf des verschollenen Basler Umweltaktivisten in eindrücklichen Bildern – und zeigt, wie seine Mitstreiter ihn fortführen.

Von Valerie Zaslawski, Neue Zürcher Zeitung

«Es wäre dumm, mich umzubringen.» Die Morddrohungen machen der britischen Journalistin Clare Rewcastle zwar Angst, einschüchtern lassen will sie sich aber nicht. Von London aus führt sie den Kampf gegen die Abholzung des Regenwaldes auf der malaysischen Insel Borneo, genauer im Gliedstaat Sarawak. Sie setzt sich ein für das Leben des dort beheimateten indigenen Volkes der Penan.

Vor allem einer Person passen ihre investigativen Recherchen nicht: dem sarawakischen Regierungschef Taib Mahmud. Seit 1981 ist der Mann an der Macht. Rewcastle wirft ihm und seiner Familie vor, sich am Raubbau des Regenwalds zu bereichern. Es geht um illegale Geschäftsbeziehungen, Korruption, Geldwäscherei und Macht. Rewcastles Blog Sarawak Report ist zu einer regelrechten Whistleblower-Hotline geworden und verzeichnet Tausende von Zugriffen täglich.

Der schwedische Dokumentarfilm «The Borneo Case – Bruno Manser lebt weiter» von Erik Pauser und Dylan Williams hat Rewcastles Kampf mit eindrücklichen Bildern festgehalten. Wie der Titel schon sagt, ist Rewcastle weder die Erste noch die Einzige, die sich mit Taib Mahmud angelegt hat. Der Basler Umweltaktivist Bruno Manser hat es auch getan. Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Dschungel 1991 gründete er den Bruno-Manser-Fonds (BFM), um für die Rechte der Indigenen und gegen die Abholzung der Tropenwälder in Sarawak zu kämpfen. Manser gilt seit dem Jahr 2000 als verschollen. Seine Aktionen wie sein 60-tägiger Hungerstreik oder die Strick-Aktion mit alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, mit welchen er auf die Problematik aufmerksam gemacht hatte, sind im Bewusstsein der Öffentlichkeit weiterhin verankert.

Auch der BFM besteht weiter. Pünktlich zu seinem 25-Jahre-Jubiläum kommt die Filmproduktion nun ins Kino. Unter seinem neuen Geschäftsführer Lukas Straumann erlebte der Verein einen Richtungswechsel. Im Jahr 2010 begann er im Rahmen der Kampagne «Stop Timber Corruption» mit investigativen Recherchen zu den aus illegaler Abholzung stammenden internationalen Finanzflüssen. Im Krimi-artigen Dokumentarfilm arbeiten Straumann und Rewcastle eng zusammen. Auch Mansers ehemals bester Freund, der Penan Mustang Urud, der seit zwanzig Jahren im kanadischen Exil lebt, ist mit von der Partie. Das Ziel bleibt immer das gleiche: Die Korruption im malaysischen Gliedstaat soll ein Ende haben.

Doch so prominent das Thema Korruption im Film auch dargestellt wird, so wenig ist es dem Zuschauer vergönnt, Konkreteres darüber zu erfahren. Die Selbstzensur hat ihren Grund: Die Angst vor einer Klage wegen Verleumdung war gross. So wurde der Film einer strengen rechtlichen Prüfung unterzogen – ein künstlerischer Albtraum für die Filmemacher. Grosse Teile des Films wurden herausgeschnitten, was das Filmerlebnis schmälert. «The Borneo Case – Bruno Manser lebt weiter» wurde vorab auch Taibs Anwälten zugestellt. Sie haben auf einen Kommentar verzichtet.

Ab 11. Mai in den Kinos.

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